Allgemeine Hinweise zur Kultur

 

Die folgenden Angaben zur Kultur von Kalanchoe beruhen auf praktischen Erfahrungen, die im Botanischen Garten Darmstadt

(Hessen, Deutschland, 49°52'12''N, 8°40'48''E) gesammelt wurden.

Sie sind als Hinweise zu betrachten und müssen an die jeweils vor Ort herrschenden Bedingungen angepasst werden.

 

 

Standort und Licht

 

Kalanchoe benötigen für eine gute Entwicklung möglichst viel Licht.

 

Sind die Pflanzen an ihren jeweiligen Kulturort gewöhnt, vertragen sie auch volle Sonne. Wichtig ist immer, dass eine ausreichende Luftbewegung möglich ist, um Verbrennungen an den Pflanzen, durch Überhitzung, zu vermeiden.

 

Für die Kultur in der Wohnung sind nach Osten, Süden und Westen gerichtete Fenster am besten geeignet. Bei Westfenstern ist zu beachten, dass hier im Sommer eventuell Verbrennungen auftreten können, wenn keine ausreichende Luftbewegung um die Pflanze gewährleistet werden kann.

Nordfenster sollten wegen zu geringen Lichtmengen nur verwendet werden, wenn kein besserer Standort zur Verfügung steht.

 

Während frostfreier Zeiten, ist die Kultur auf einem Balkon, der Terrasse oder im Garten gut möglich. Auch andere überdachte und so vor Regen geschützte Stellen im Freien sind geeignet, wenn ausreichend Luftbewegung vorhanden ist. Wichtig ist immer, dass der Standort vor Regen geschützt ist.

 

Ein Frühbeet (Abb. 1), das auch ungeheizt sein kann, eignet sich sehr gut. Durch Auflegen, oder Abnehmen der Fenster, lassen sich schnell und einfach, günstige, an das Wetter angepasste Kulturbedingungen erzielen.

 

Das Ausräumen der Pflanzen an den Freilandstandort sollte nach dem Ende der Frostperiode erfolgen. Wetterlagen mit mehrtägiger, starker Bewölkung sind dafür am besten geeignet, da so Verbrennungen, durch die dann höhere Lichtintensität, einfach vermeiden lassen. Ersatzweise können durch eine Abdeckung der Pflanzen mit Seidenpapier, Schattiergewebe, oder anderen geeigneten Materialien, Verbrennungen verhindert werden.

Haben sich die Pflanzen an die neuen Bedingungen gewöhnt, wird die volle Sonneneinstrahlung ohne Probleme vertragen

 - bei ausreichender Luftbewegung.

 

Kalanchoe aus Freilandkultur zeigen - gegenüber Zimmer- oder Gewächshauskultur - intensivere Blatt- und Blütenfarben und sind durch das festere Pflanzengewebe besser vor Krankheiten und Schädlingen geschützt (Abb. 2).

 

 

 

 

 


Abb. 1: Kleine Sammlung im (heizbaren) Frühbeet
 
 

        

Abb. 2: Vergleich von Gewächshauskultur mit Freilandkultur bei K. miniata aus der gleichen Quelle
jeweils links Gewächshauskultur (G), jeweils rechts Freilandkultur (F)

 

Die Kultur im Gewächshaus (Abb. 3) liefert ebenfalls sehr gute Resultate.
 

Lässt sich eine ausreichende Lüftung gewährleisten, kann auf eine Schattierung verzichtet werden. Ansonsten muss durch geeignete Massnahmen, wie dem Anstrich mit verdünnter Schattierfarbe, oder die Anbringung von Schattiergewebe oder -matten, einer Überhitzung der Pflanzen vorgebeugt werden. Sehr empfehlenswert ist eine automatische Schattierung, die sich je nach Sonneneinstrahlung selbständig reguliert.

 

Abb. 3: Sammlung im Gewächshaus, hier auf einer Seitenstellage

 

 

Temperatur

 

Kalanchoe lassen sich grob in zwei Temperaturgruppen unterteilen, die durch die Heiztemperaturen im Winter charakterisiert sind. Die folgenden Heizungs- und Lüftungstemperaturen haben sich bei den meisten Arten gut bewährt.

 

Temperierte Gruppe ("Madagassische Gruppe")
bestehend aus den Madagassischen Taxa, den Asiatischen Taxa und einzelnen wärmebedürftigen Afrikanischen Taxa

  Heiztemperatur Tag: 18°C / Nacht: 14°C

  Lüftung Tag: 22°C / Nacht: 18°C

 

Kalte Gruppe ("Afrikanische Gruppe")
bestehend aus den meisten Afrikanischen Taxa

  Heiztemperatur Tag: 14°C / Nacht: 10°C

  Lüftung Tag: 18°C / Nacht: 14°C

 

Zu geringe Temperaturen sind an Wachstumsstockungen oder -stillstand erkennbar und durch Umstellen an einen wärmeren Platz zu beheben.
 

Bei einzelnen Arten konnten Unterschiede beim Temperaturbedürfnis von verschiedenen Herkünften festgestellt werden.
 

Als sehr wärmebedürftige Pflanze stellte sich K. bogneri heraus, bei der die Temperaturen noch um etwa 2 K über denen der Temperierten Gruppe liegen sollten, um eine gute Entwicklung zu ermöglichen.

 

 

Pflanzgefässe und Substrat

 

Jeder handelsübliche Blumentopf ist als Pflanzgefäss geeignet.

 

Kunststoff-Töpfe in hellen Farben haben sich am bewährt.
Dunkle Töpfe, besonders schwarze, werden bei direkter Sonneneinstrahlung an den Aussenseiten sehr heiss, was zu einem Absterben der Wurzeln führen kann.

 

Tontöpfe sind ebenfalls verwendbar, haben aber den Nachteil, dass hier durch die Verdunstung von Wasser über die Topfwand, immer eine Kühlung des Wurzelballens erfolgt. Glasierte Tontöpfe haben diesen Nachteil nicht, jedoch liegen für beide Typen keine eigenen Erfahrungen bei Kalanchoe vor.

 

Stehen keine Töpfe zur Verfügung, können auch andere Gefässe verwendet werden, wie z.B. Joghurtbecher oder Konservendosen. Hier sollte ausprobiert werden, was am besten für die jeweiligen Bedingungen vor Ort geeignet ist. Wichtig ist, dass die Gefässe unbedingt mit Löchern versehen werden müssen, damit überschüssiges Giesswasser ablaufen kann.
 

Weil Kalanchoe kein grosses Wurzelsystem besitzen, ist die Verwendung von eher kleinen Töpfen ratsam.
Die Durchwurzelung des Topfes und die Bildung eines Wurzelballens wird so gefördert, was eine Übernässung des Substrates vermeidet. Auch ein gegebenenfalls notwendig werdendes Umtopfen wird durch einen festen Ballen erleichtert.

 

Bei Ampeln hat sich das Einstellen des Kulturtopfes in die sonst leere Ampel bewährt (Abb. 4), der so entstehende freie Zwischenraum sorgt für einen Abtransport der Wärme.

 

Als Substrat eignet sich jede wasser- und luftdurchlässige Mischung die einen leicht sauren pH-Wert von pH 5,5 - 6,5 aufweist und aus etwa 40 % organischen Material und 60 % anorganischen Material unterschiedlicher Korngrösse besteht.

 

Steht kein fertiges Substrat, wie z.B. spezielle Kakteenerde, zur Verfügung, kann aus leicht beschaffbaren Komponenten eine geeignete Mischung hergestellt werden. Auch hier sollte durch Ausprobieren die am besten geeignete Mischung ermittelt werden.

 

Im BG Darmstadt wurde folgende Mischung verwendet, die sich für die Kultur aller Arten - einschliesslich der epiphytischen - bewährt hat.

 

40 % Torfkultursubstrat 1 (TKS 1)

20 % gewaschener Sand 0-1,2 mm

20 % Bimskies 0-12 mm

20 % Porlith 0-12 mm

 

Sind einzelne Komponenten nicht verfügbar, können diese durch andere Bestandteile ersetzt werden, die die gleichen physikalischen Eigenschaften aufweisen.


Abb. 4: Kulturtopf in leerer Ampel

 

TKS 1
- nährstoffarmer, organischer Bestandteil

- dient der Wasser- und Nährstoffspeicherung

- ersetzbar durch nährstoffarme Blumenerde, gut abgelagerten Kompost oder ähnliches

 

Sand
- nährstofffreier, anorganischer Bestandteil

- dient der Strukturstabilität des Substrates, speichert in der Mischung kein Wasser

- ersetzbar durch Split oder Gesteinsgranulat, von Steinarten, die kein Wasser speichern

 

Bimskies
- nährstofffreier, anorganischer Bestandteil

- dient der Strukturstabilität des Substrates, nimmt beim Giessen sofort das Wasser auf und gibt es dann langsam an den organischen Bestandteil weiter

- wichtiger Bestandteil des Substrates für die Giessweise bei Kalanchoe

- ersetzbar mit anderen mineralischen Komponenten, die Wasser sofort aufnehmen

 

Porlith (gebrannter "Messeler Tonschiefer")
- nährstofffreier anorganischer Bestandteil

- dient der Strukturstabilität des Substrates, speichert in der Mischung kein Wasser

- ersetzbar durch Split oder Gesteinsgranulat, von Steinarten, die kein Wasser speichern

 

Zu den als Ersatz genannten Komponenten liegen keine eigenen Erfahrungen vor. 

Hier sind entsprechende Versuche anzuraten, um das am besten geeignete Substrat zu finden. Es muss den jeweiligen Kulturbedingungen vor Ort angepasst sein, langfristig in identischer Qualität beschaffbar und preisgünstig sein.

 

Ob ein unbekanntes Substrat, oder eine Ersatzkomponente, für die Kultur geeignet ist, kann mit einem "Kressetest" einfach geprüft werden. Dazu etwas feuchtes Substrat in ein Glas geben, etwas Kressesamen aufstreuen und das Glas verschliessen. Das Glas hell, aber vor direkter Sonne geschützt aufstellen und beobachten.

Keimen die Samen normal und entwickeln sich gut, ist das Substrat geeignet. Zeigen die Sämlinge Deformationen, sterben kurz nach der Keimung ab, oder keimen gar nicht, sind für Pflanzen giftig wirkende Stoffe im Substrat enthalten.

 

Empfehlenswert ist, in allen Kulturstadien durchgängig das identische Substrat zu verwenden. Die Gefahr, dass durch unterschiedliche Substrate einzelne Pflanzen unterschiedlich feucht sind, lässt sich so leicht umgehen.

 

 

Bewässerung und Ernährung 

 

Alle Kalanchoe sind sukkulente Pflanzen, sie können also einige Zeit problemlos ohne Wasser überleben.

 

Damit die Wurzeln gesund bleiben, erfolgt die Bewässerung so, dass ein Wechsel zwischen einem gut durchfeuchtetem und einem fast ausgetrocknetem Ballen stattfindet.

Durch das Austrocknen des Wurzelballens kann wieder Luft in diesen eindringen was die Wurzeln gesund erhält und Fäulnis vorbeugt.

 

Beim Giessen wird so viel Wasser gegeben, bis der Topfballen gleichmässig durchfeucht ist.

Ist der Ballen stärker ausgetrocknet, wird im Laufe eines Tages mehrfach eine kleinere Wassermenge gegeben, so dass der Ballen sich nach und nach vollsaugen kann.

 

Nach der Bewässerung ist bis zum nächsten Giessen so lange zu warten, bis der Ballen fast wieder ausgetrocknet ist, was zwischen mehreren Tagen und einigen Wochen dauern kann. Ist man sich nicht sicher, ob der Topf bereits ausreichend durchgetrocknet ist, wartet man einfach einige Tage länger. Ein sicheres Zeichen für eine neue Wassergabe ist, wenn die untersten Blätter der Pflanze schlaff werden.

 

Zur Bewässerung kann jedes saubere Wasser verwendet werden. Besonders günstig ist Regenwasser, da es nur sehr geringe Mengen an Salzen enthält und so einer Versalzung entgegenwirkt.

Normales Leitungswasser ist ebenfalls verwendbar, grössere Mengen an Kalk haben auf mittlere Frist keine negativen Auswirkungen auf das Pflanzenwachstum.

Bei Exemplaren, die selten umgetopft werden müssen, kann es aber zur Anreicherung von Salzen kommen, was an der Stockung des Pflanzenwachstums ersichtlich wird.

 

Empfehlenswert ist, das Giesswasser vor der Verwendung etwas Abstehen zu lassen, damit es sich auf Umgebungstemperatur erwärmen kann.

 

Die Ernährung der Pflanzen erfolgt so, das eine gleichmässige, aber schwache Nährstoffversorgung gewährleistet ist.

Am einfachsten ist die regelmässige Zugabe von Dünger zum Giesswasser. Geeignet ist jeder Mehrnährstoffdünger mit Spurenelementen, bei dem die Anteile an den Hauptnährstoffen Stickstoff, Phosphor und Kalium in einem ausgeglichenen Verhältnis zueinander stehen.

Eine einseitige, starke Versorgung mit Stickstoff sollte vermieden werden, um gesunde Pflanzen mit festem Gewebe zu erzielen.

Bei einer niedrig konzentrierten Bewässerungsdüngung kann während des ganzen Jahres gedüngt werden.

Durch eine Bewässerungsdüngung lässt sich das Wachstum besser Beeinflussen, also in gewisser Weise "An- und Abschalten".

 

Von der Verwendung von Vorratsdünger wird abgeraten.

Die eingebrachten Mengen an Nährstoffen, bewirken einen durchgehenden Wuchs, bis die Nährstoffe aufgebraucht sind. Eine Steuerung ist dadurch nicht möglich.

 

 

Vermehrung 

 

Die Vermehrung kann über Stecklinge, Brutpflanzen und Samen erfolgen.

Für die Stecklingsvermehrung werden die Triebspitzen wenige Millimeter unterhalb des zweiten oder dritten Blattpaares mit einem scharfen und desinfizierten Messer abgeschnitten (Abb. 5). Das verwendete Werkzeug kann einfach durch Eintauchen in Ethanol (Alkohol, 96%) oder handelsüblichen Brennspiritus desinfiziert werden.

Neben Kopfstecklingen können auch Teilstecklinge geschnitten werden.

 

Die Stecklinge werden dann für einige Zeit aufrecht in einen leeren Blumentopf gestellt, damit die Schnittwunde abtrocknen kann (Abb. 6). Bei kleinen Schnittwunden reichen meist 5 - 10 Tage für die Trocknung aus, bei grossen Schnitten muss entsprechend länger gewartet werden.

 

Nach dem Abtrocknen und der Bildung der ersten Wurzeln (Abb. 7) kann man die Stecklinge in das Kultursubstrat in kleine Töpfe stecken (Abb. 8).

 

Abb. 5: Frisch geschnittener Steckling

Abb. 6: Stecklinge zum Trocknen aufgestellt

Abb. 7: Erste Wurzel sichtbar

 

Nach dem Stecken wird noch etwa eine Woche mit der Bewässerung gewartet, damit eventuelle Verletzungen an den Stecklingen Zeit haben, um abzuheilen.

Anschliessend kann das erste Mal durchdringend gewässert werden.

 

Die Bildung von Wurzeln erkennt man daran, dass die Stecklinge wieder saftig aussehen (Abb. 9). Sollte nach etwa einer Woche keine Änderung des Stecklings erfolgt sein, so sind noch keine Wurzeln vorhanden, die eine Wasseraufnahme ermöglichten.

Eine erneute Bewässerung muss dann unbedingt unterlassen werden, bis der Topf ausgetrocknet ist.

 

Abb. 8: Stecklinge direkt nach dem Stecken

 

Abb. 9: Stecklinge aus Abb. 8,

eine Woche nach dem ersten Giessen

 

Zur Vermehrung über Brutpflanzen (Kindel), werden die an den Blatträndern, Blattenden, oder bei einigen Arten auch in den Blütenständen, gebildeten Brutpflanzen abgenommen, auf das Kultursubstrat gestreut und leicht angedrückt (Abb. 10).

 

Auch hier sollte mit der Bewässerung einige Tage gewartet werden, um die beim Abtrennen verursachten Verletzungen verheilen zu lassen. Nach der Bewässerung dauert es nur wenige Tage bis erste Wurzelspitzen gebildet werden (Abb. 11).

 

Durch eine Erhöhung der Luftfeuchtigkeit lässt sich die Wurzelbildung beschleunigen, bis die Pflanzen eingewurzelt sind.

 

Abb. 10: Frisch gelegte Brutpflanzen

 

 

Abb. 11: Brutpflanzen aus Abb. 10, nach dem Anwurzeln

 

 

Bei der Anzucht aus Samen erfolgt die Aussaat günstigerweise mit Beginn der lichtreichen Zeit im Frühjahr. Die Pflanzen haben so viel Zeit zur Entwicklung während der lichtreichen Jahreszeit.

 

Der Aussaatzeitpunkt kann durch Zusatzbelichtung auch etwas vorverlegt werden. Für die Weiterkultur muss dann aber ebenfalls für zusätzliche Belichtung gesorgt werden, bis die natürliche Lichtmenge ausreichend für eine gute Entwicklung ist.

 

Die Aussaat erfolgt, je nach Saatgutmenge, in kleine Töpfe oder Schalen. Für eine handelsübliche Portion Samen ist ein 8-cm Topf ausreichend.

Der Aussaattopf wird bis ca. 1 cm unterhalb des Topfrandes mit Aussaatsubstrat gefüllt, das aus 60 % Blumenerde oder Torf, gemischt mit 40 % Sand bestehen kann.

 

Andere Mischungen sind ebenfalls verwendbar, wenn diese frei von Schädlingen und fäulnisfähigem Material sind und keine oder nur sehr wenig Nährstoffe enthalten.

 

Das Aussaatsubstrat wird glattgestrichen und der Topf anschliessend kurz aufgestossen, damit sich das Substrat setzen kann.

 

Auf die so vorbereitete Oberfläche werden die Samen gleichmässig ausgestreut und dann etwas angedrückt.

Es hat sich bewährt, die Samen mit einer 1-2 mm dicken Schicht Sand (0,6-1,2 mm Korngrösse) abzudecken (Abb. 12)

 

Hierdurch wird ein guter Bodenkontakt gewährleistet und gleichzeitig werden die Samen festgehalten so das die Keimwurzeln gut in das Substrat eindringen können.

 


Abb. 12: Fertige Aussaaten (8 cm-Topf)

Die Bewässerung erfolgt durch Tauchen, indem die Töpfe in ein Gefäss mit Wasser gestellt werden. Ist der Aussaattopf komplett durchfeuchtet, was an der etwas dunkler werdenden Sandoberfläche sichtbar ist, werden die Töpfe herausgenommen und zur Keimung aufgestellt.

 

Die Aufstellung erfolgt bei ca. 20 - 25°C, möglichst hell, jedoch ohne direkte Sonneneinstrahlung, gegebenenfalls mit Zusatzbelichtung. Um die Feuchtigkeit zu halten, werden die Töpfe in einen verschliessbaren Kasten gestellt, oder mit Folientüten abgedeckt.

 

Nach der Keimung, die etwa 2-3 Wochen nach der Aussaat beendet ist (Abb. 13), werden die Sämlinge langsam abgehärtet.

Dazu wird während der Nacht die Abdeckung geöffnet. Am Tag wird die Abdeckung wieder geschlossen, was im Laufe von ca. einer Woche immer später am Tage erfolgt, so dass zunehmend mehr gelüftet wird. Das Substrat kann nun schon einmal etwas austrocknen.

 


Abb. 15: Frisch pikierte Sämlinge (6 cm-Töpfe)

Abb. 13: Sämlinge

zwei Wochen nach der Aussaat

Abb. 14: Sämlinge zum pikieren
 

 

 

Sind die Sämlinge ausreichend gross (Abb. 14), werden sie pikiert (Abb. 15). Zu lange Wurzeln werden etwas eingekürzt.

Auch nach dem Pikieren wartet man noch einige Tage mit dem ersten giessen. Verletzungen an den Wurzeln können so abheilen. Während dieser Zeit stehen die Sämlinge am besten etwas schattiert.

 

Auch hier wird das erste Giessen so durchgeführt, dass der Topf komplett durchfeuchtet wird. 

 

 

Weiterkultur 

 

Die Weiterkultur umfasst die Behandlung der Pflanzen nach der Vermehrung, der Blütenbildung, sowie die Behandlung von Neuzugängen für die Sammlung.

 

Sind die Pflanzen nach der Vermehrung ausreichend gewachsen oder mit der Zeit für den vorhandenen Topf zu gross, können sie entsprechend umgetopft werden.

Bewährt hat sich, den neuen Topf etwa 2 cm grösser zu wählen als den bisher verwendeten. Eine gute Durchwurzelung und Ballenbildung werden so gefördert.

 

Wie oben angegeben, empfiehlt es sich, immer die gleiche Substratmischung zu verwenden, um Unterschiede beim Giessen zu minimieren.

 

Das Umtopfen erfolgt während der Wachstumszeit. In dieser Zeit ist ein gutes Einwurzeln in das neue Substrat gewährleistet.

Während der Blütenbildung oder in der Blütezeit sollte das Umtopfen unterbleiben, um eine Beeinträchtigung der Blüte zu vermeiden.

 

Die Pflanzen werden aus dem alten Topf genommen, was bei einem leicht feuchten Ballen am einfachsten geht.

Durch das Abzugsloch herausgewachsene Wurzeln werden mit einem desinfizierten Werkzeug sauber angeschnitten.

Anschliessend wird der Ballen auf Durchwurzelung und Schädlingsbefall kontrolliert und wenn das in Ordnung ist, in den neuen Topf eingesetzt. Das neue Substrat wird etwas angedrückt, um ein starkes Setzen zu vermeiden.

 

Auch hier wartet man noch einige Tage bis zur ersten Bewässerung.

Pflanzen die geblüht haben, werden, je nach ihrem Wuchs, unterschiedlich behandelt.

 

Bei den von unten verholzenden Arten, wie z.B. K. bracteata, K. millotii, K. tomentosa, werden die alten Blütenstände mit einem desinfizierten Werkzeug abgeschnitten. Die Schnittstelle wählt man je nach Grösse der Pflanze, oder dem gewünschten Aufbau.

Entweder schneidet man nur den Blütenstand weg, nimmt den Blütenstand auf die Höhe der anderen Triebe zurück, oder entfernt ihn ganz, dort, wo der Blütentrieb entspringt.

 

Bei krautigen Arten, wie z.B. K. blossfeldiana, K. crenata, K. rotundifolia, kann man die Pflanzen entweder nach der Blüte ziemlich stark zurückschneiden (Abb. 16), sie dadurch verkleinern und die Pflanzen ein weiteres Jahr kultivieren, oder - man verjüngt die Pflanze.

Beim Verjüngen entfernt man nur die Blütenstände und lässt die Pflanze wieder austreiben.

Sind die Triebe ausreichend gross, können diese als Stecklinge geschnitten und neu bewurzelt werden.

Die Pflanze lässt sich so vermehren und die Mutterpflanze später aussondern.

 

Schafft man die Verjüngung zeitig im Jahr, blühen diese Exemplare schon im folgenden Winter, meist jedoch mit weniger Blüten. Werden diese Exemplare dann zurückgeschnitten, erhält man im darauffolgendem Jahr grosse, reichblütige und ansehnliche Pflanzen.

 

Neuzugänge werden vor dem Einordnen in die Sammlung immer auf Schädlingsfreiheit geprüft.

 

Bei grossen Sammlungen empfiehlt es sich, die Neuerwerbungen umzutopfen und durch weitgehendes Entfernen des alten Substrates eine entsprechende Angleichung zu schaffen. Das Giessen lässt sich so deutlich vereinfachen.

Bei kleinen Sammlungen kann man anfangs darauf verzichten, muss aber der Bewässerung mehr Aufmerksamkeit widmen und die Eigenschaften des anderen Substrates stärker berücksichtigen.


Abb. 16: Zurückgeschnittene Pflanzen zur  Weiterkultur

 

 

Blütenbildung 

 

Soweit bekannt, sind Kalanchoe alles Kurztagpflanzen.

Blüten werden also nur dann gebildet, wenn für eine gewisse Zeit die Tageslänge eine spezifische Stundenzahl unterschreitet. Genaue Untersuchungen dazu gibt es jedoch nur für wenige Arten.

 

Ist nur das natürliche Tageslicht vorhanden, bilden sich im Herbst / Winter die Blüten von allein aus.

Zu beachten ist, dass der Einfluss von Störlicht unterbunden werden muss. Selbst geringe Lichtmengen von Strassenbeleuchtungen, Gartenlampen oder anderen Lichtquellen führen zu einer Tagesverlängerung und unterbinden so die Blütenbildung.

 

Durch Verdunkeln der Pflanzen, z.B. durch Abdecken mit Kartons oder Verdunkelung des Kulturraums, kann die Blütenbildung induziert werden.

Die Tageslänge wird für die Dauer von mindestens 4 Wochen auf 8 bis 10 Stunden begrenzt. Um sicher zu gehen, kann die Verdunkelungszeit bis zur deutlichen Bildung von Knospen verlängert werden.

 

Zu beachten ist noch, dass nur ausreichend grosse Pflanzen zur Blütenbildung angeregt werden können.

 

 

Krankheiten und Schädlinge 

 

Optimale Kulturbedingungen sind die einfachste Möglichkeit Krankheiten und Schädlinge fernzuhalten.

 

Neuerwebungen werden vor der Eingliederung in die Sammlung sorgfältig untersucht, was auch den Topfballen und die Wurzeln einschliesst.

Wird ein Befall festgestellt, ist die erste Massnahme das Entfernen des Befallsherdes durch Abschneiden der befallenen Blätter oder des ganzen Triebes. Erst danach ist der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sinnvoll.

 

Beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist zu beachten, dass ein passendes, für Schädling, Kultur und Anwendungsgebiet zugelassenes Mittel ausgewählt wird und das die Anwendung entsprechend den Herstellervorschriften erfolgt.

 

Ausser den folgenden, am häufigsten vorkommenden Krankheiten und Schädlingen, können noch andere Schäden auftreten.

Zur Diagnose, sowie für Hinweise zur Bekämpfung, kann man sich bei Pflanzenschutzämtern, oder bei der Gärtnerin / dem Gärtner des Vertrauens, Hilfe holen.

 

Grauschimmel

- Fäulnis die besonders an Blüten auftritt als mausgrauer, stäubender Schimmelrasen.

- Abschneiden des Blütenstandes, Behandlung mit passendem Fungizid.

- Senkung der Luftfeuchte, bessere Lüftung und Luftbewegung zur Vorbeugung.

 

Echter Mehltau

- Mehliger weisser Pilzrasen an der Blattoberseite, später Eintrocknen des Gewebes und Blattfall.

- Abschneiden der Blätter, Behandlung mit passendem Fungizid.

- Lüftung verbessern und Umgebung auf ebenfalls befallene Pflanzen prüfen.

 

Stammfäule

- Welken der Pflanzen, Schwärzung des Stammgrundes.

- Tritt vor allem bei zu hoher Bodenfeuchte und kalten Temperaturen auf.

- Gesunde Triebspitzen als Stecklinge neu stecken, restliche Pflanze beseitigen.

- Substrat, Giessverhalten und Temperaturführung überprüfen und optimieren.

 

Schmierläuse

- In Blattachseln und unter den Blättern sitzende, watteartig umsponnene Läuse.

- Mechanische Entfernung durch Abspritzen mit Wasser, oder Abtupfen mit Brennspiritus.

- Bei starkem Befall Abschneiden der befallenen Stellen.

- Behandlung mit systemisch wirkendem Insektizid oder Kontaktmittel auf Raps- oder Mineralölbasis.

- Kontrolle der benachbarten Pflanzen und wenn vorhanden.

- Bekämpfung von Ameisen.

 

Schildläuse

- 1-2 mm grosse, runde oder sichelförmige, braune beziehungsweise weisse schildförmige Läuse an Stengeln, in Blattachseln und an Blattunterseiten.

- Abkratzen mit Watte- oder Holzstäbchen.

- Bei starkem Befall Abschneiden der befallenen Stellen.

- Behandlung mit systemisch wirkendem Insektizid oder Kontaktmittel auf Raps- oder Mineralölbasis.

- Kontrolle der benachbarten Pflanzen und wenn vorhanden.

- Bekämpfung von Ameisen.

 

 

Literatur mit Kulturhinweisen (Auswahl) 

 

Eggli, U. (1994)

Sukkulenten

Eugen Ulmer, Stuttgart

 

Eggli, U. (2008)

Sukkulenten, 2. Aufl.

Eugen Ulmer, Stuttgart

 

Herwig, R. (1987)

Das praktische Handbuch der Zimmerpflanzen

BLV, München

 

Huber, J. A. in Encke, F. (Hrsg.) (1958)

Kalanchoe, Bryophyllum

Parey's Blumengärtnerei 1: 721-724

Paul Parey, Berlin

 

Kreuzer, J. (1994)

Kreuzer's Gartenpflanzen-Lexikon, 2. Aufl.

Zimmerpflanzen - Sukkulenten - Kübelpflanzen (Band 5)

Bernhard Thalacker, Braunschweig

 

Zimmer, K. (Hrsg.) (1991)

Kalanchoe-Hybriden

Hauptkulturen im Zierpflanzenbau, 3. Aufl., 245-258

Eugen Ulmer, Stuttgart

 

 

Literatur zur Blütenbildung (Auswahl)

 

Glöckner, R. (2007)

Untersuchungen zu Kalanchoe pinnata

Grin-Verlag, Norderstedt

 

Rünger, W. (1964)

Kalanchoe

Licht und Temperatur im Zierpflanzenbau, 2. Aufl., 179-185

Paul Parey, Berlin

 

Zimmer, K. (1996)

Untersuchungen zur Blühinduktion bei Kalanchoe marmorata Baker

Kakteen und andere Sukkulenten 47 (9): 188-191

 

Zimmer, K. (1997)

Kalanchoe porphyrocalyx (Baker) Baillon - wann und warum sie blüht

Kakteen und andere Sukkulenten 48 (4): 82-83

 

Zimmer, K. (2008)

Interessante Brutblätter (Bryophllum)

Schumannia 5: 105-108